Gedanken zum Weihnachtsfest 2022

Gedanken zum hl. Weihnachtsfest 2022

Liebe Gläubige!

Der allgütige, große und erhabene dreifaltige Gott hat sich gewürdigt, für uns Menschen und zu unserem Heil in unsere von Sünde, Leid und Tod bedrängte Welt einen Erlöser zu senden. Es ist niemand anderer als der Sohn Gottes selbst, Jesus Christus, die zweite göttliche Person. Vor diesem Wunder der Gnade und des göttlichen Erbarmens können wir immer nur staunen. Zu diesem Staunen, das dann – wie bei den Hirten von Bethlehem – in Anbetung einmünden muss, lädt uns jedes Jahr das heilige Weihnachtsfest ein.

Als Christen wissen wir um die Liebe Gottes. Die Glocken unserer Kirchen an allen Orten, seien es die herrlichen Kathedralen und Dome in den Städten oder die einfachen Dorfkirchen und Kapellen auf dem Land, künden in besonderer Weise am Heiligen Abend diese Botschaft der göttlichen Liebe. Sie ist zugleich eine Botschaft der Freude und des Friedens. Und diesen Frieden hat unsere Welt heute besonders nötig.

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 ist der Weltöffentlichkeit und vor allem den Völkern Europas wieder erneut bewusst geworden, wie zerbrechlich das Gut des Friedens ist. Seine Grundlage aber findet jeder Friede, auch der unter den Nationen und Völkern, im Frieden zwischen Gott und Mensch. „Gloria in altissimis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis“ – „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind“[1], diese große Wahrheit verkündet die Kirche der Menschheit seit 2000 Jahren. Sie findet ihren Anfang an der Krippe und wir sind Gott dankbar, dass wir als christliches Land seit Jahrhunderten diese Botschaft hören dürfen. Sie ist die Grundlage unserer Kultur, auf die wir stolz sind und deren Bewahrung uns auch für die kommenden Generationen aufgetragen ist.

Wie aber können wir nun selber zu Boten eines echten, weihnachtlichen Friedens werden? Die junge, erst vor wenigen Jahren heiliggesprochene französische Karmelitin Elisabeth von der Dreifaltigkeit (1880-1906) gibt uns den Rat, selbst nach Bethlehem zu gehen, d. h. unser Herz und Inneres zu einem wahren „Bethlehem“ zu gestalten, zu einer Stätte, an der Gott gegenwärtig ist. Wir sollen „auf diesem wunderbaren Weg der Gegenwart Gottes gehen, auf der die Seele voranschreitet, ‚allein mit dem Alleinigen‘“[2]. Ja es ist wahr, nur auf dem Weg der Gegenwart Gottes kann die Seele voranschreiten und gute Wege gehen. So können wir, jeder einzelne von uns, der Welt Frieden bringen. Die Gegenwart Gottes in unserem Herzen nicht zu übersehen, uns ihr immer mehr bewusst zu werden und so zu wahren Menschen des Friedens in unserer Umgebung zu werden – auch das ist ein Teil der weihnachtlichen Botschaft.

Mögen uns die Gottesmutter Maria und die hl. Elisabeth von der Dreifaltigkeit die Gnade erbitten, die tiefen Freuden der göttlichen Gegenwart in uns selbst und in der Welt zu erspüren, besonders im eucharistischen Sakrament. Denn hier ist uns der große und erhabene Gott in seinem Sohn Jesus Christus in unübertreffbarer Weise nahe und gegenwärtig.

Mit herzlichen Segenswünschen für die Heilige Nacht

Msgr. Georg Schwager
Domvikar

[1] Das vollständige römische Messbuch lateinisch und deutsch, hrsg. von den Benediktinern der Erzabtei Beuron, Freiburg i. Br. 1962, S. 42.

[2] www.online-exerzitien.karmel.at: Elisabeth von der Dreifaltigkeit, Letzte Exerzitien, Nr. 23, in: Elisabeth von der Dreifaltigkeit,  Gesammelte Werke, Bd. 1, Wien 1994, S. 153 [in leicht veränderter Übersetzung].