Gedanken zum hl. Weihnachtsfest 2021

Liebe Gläubige!

Das Evangelium berichtet uns anschaulich die Umstände der Geburt Jesu Christi: Den Befehl des römischen Kaisers; das Aufbrechen von Josef und Maria aus Nazaret; den Weg von Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, nach Betlehem. Dann die enttäuschende Herbergsuche und schließlich die Geburt des Erlösers. Dazu kommt das Staunen der Hirten und der Lobgesang der heiligen Engel, das „Gloria in excelsis Deo“ (Lk 2,14), der unüberhörbare Gesang der Freude über die Erlösung. Das „Gloria“ ertönte zum ersten Mal damals in Betlehem und es erfüllt bis heute den ganzen Erdkreis, gerade in der hochheiligen Weihnacht. Aber auch an allen Festtagen das ganz Jahr hindurch erklingt dieser Gesang der Freude im Messritus des Missale Romanum 1962, also fast täglich. „Ehre sei Gott in der Höhe“, so sangen die Engel und sie verkündeten damit zugleich die Botschaft der Freude: „Fürchtet euch nicht!“ (Lk 2, 10), denn der Heiland ist uns geboren. Wie sehr braucht diese unsere kranke Welt, wie sehr brauchen wir den göttlichen Heiland, den Herrn Jesus Christus! Das historische Faktum der Geburt Jesu im Stall von Betlehem ist das eine Geheimnis der Weihnacht. Wir bekennen es mit den Worten des Apostels Johannes: „Das Wort [Gottes] ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Die andere Wahrheit des Geheimnisses von Betlehem verbürgt uns der hl. Hieronymus, der große Bibelkenner und Übersetzer der Heiligen Schrift. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte dieser Heilige im persönlichen und gemeinschaftlichen Lesen der Heiligen Schrift vor allem in Betlehem an der Grotte, jener Stelle, wo das Göttliche Wort aus der Jungfrau Maria Fleisch annahm. Von Hieronymus stammt das schöne Bekenntns: „Glücklich [ist], wer das Kreuz, die Auferstehung, den Ort der Geburt und der Himmelfahrt Christi in seiner Seele trägt. Glückselig, wer Bethlehem in seinem Herzen hat, in dessen Herz Christus täglich geboren wird“1 (Homilia in Psalmum 95: PL 26, 1181).

Mit diesem Bekenntnis sagt der Heilige Wesentliches zur Feier des Weihnachtsfestes. Für uns Christen darf Weihnachten nicht nur ein einziger Tag im Ablauf des Jahres sein, der dann verklingt und den wir im nächsten Jahr wieder erwarten. Nein, Betlehem muss das ganze Jahr über in unserem Herzen Wirklichkeit sein und werden. Christus muss in unserem Herzen täglich geboren werden. Wir müssen unser Herz zu einer Wohnstatt Gottes, zu einer Herberge Christi bereiten.

Und dies geschieht, wenn wir es für die Liebe bereiten und für das reale Kommen Christi in der heiligen Kommunion. Feiern wir in dieser Gesinnung und in diesem Glauben das heilige Weihnachtsfest! Dann wird es seinen Segen, seine Gnade und seine Freude das ganze Jahr hindurch über unser Leben ergießen.

Msgr. Georg Schwager
Domvikar

1 Vgl. Apostolisches Schreiben „Scripturae Sacrae Affectus“ von Papst Franziskus anlässlich des 1600. Todestages des heiligen Hieronymus, in:https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/papa-francesco-lettera-ap_20200930_scripturae-sacrae-affectus.html